Was für mich „Innere Mitte“ bedeutet. Und warum es auch dort nie langweilig wird.
Ich bin hier. Genau da wo ich bin. An einem Ort an dem meine Füße fest auf dem Boden stehen können während mein Herz weit und mein Kopf kühl ist. Ich sitze in einem überfüllten ICE zu meiner Familie um mit dieser die Weihnachtstage zu verbringen. Ein Baby schreit seit 20 Minuten. Jemand regt sich auf. Ich muss schmunzeln.
Alles ist gut. Alles scheint anders. Vor allem in mir.
Vor nicht ganz einer Woche saß ich morgens, wie in den letzten Wochen immer nach dem Aufstehen, auf dem Kissen zum Meditieren. Ich mochte diese Zeit für mich, die morgendliche Ruhe im Außen und die spannende Dynamik in mir, die manchmal dynamischer war als an anderen Tagen. Gedanken lösen andere Gedanken aus, die teilweise schon alte Freunde und teilweise inspirierend neu sind. Erinnerungen an vergangene Momente, Pläne, die den Tag zumindest ein bisschen zu kontrollieren versuchen. Mal bin ich entfernter Beobachter und dann wieder mitten drin. Bis mir wieder auffällt, dass ich ja zum Meditieren auf dem Kissen sitze. Alles gut. Ich kenne das. Ich fühle mich sicher, entspannt und „bei mir“.
Wie immer häufiger spüre ich die guten Gefühle meines Herzens: Dankbarkeit, Fülle, Liebe. Mir wird warm ums Herz und ich bekomme Lust auf mehr davon. Ich fange an mich so richtig hineinzulehnen, verstärke die Emotionen mit Gedanken, dehne das Gefühl aus: auf mich, meine Freunde, meine Familie, die ganze Welt.
Der Moment in dem ich Angst bekomme - vor diesem krassen Gefühl, vor allem was noch so in mir steckt - wird zum Türöffner für alles was mein Kopf an Angstgedanken und mein Unterbewusstsein an vergangenen Scheiß-Erinnerungen zu bieten hat.
Die erwartete Überwältigung tritt ein. Ich falle. Immer weiter. Immer tiefer. Die Angst vor dem Gefühl wird zu Angst vor allem was plötzlich da ist und noch kommen könnte.
Ich kann nur bewältigen was gerade im Moment da ist: Mal da sein lassen, was gesehen und gefühlt werden möchte, mal dem bullshitredenden Kopf das Wort verbieten.
Ich werde etwa 5 Tage brauchen um damit und dagegen zu arbeiten bevor mein Kopf wieder halbwegs kapiert hat, dass doch alles gut ist.
Angst, dass mir etwas schlimmes passiert, Angst, dass ich mir selbst etwas antue, kurz danach Angst vor dem Tod, einfach Angst…
Ich kenne extreme Gefühle. Zumindest seit dem ich mich eingelassen hab auf die Reise. Therapie. Leben. Meditation. Reflexion. Alles darf sein. Am Ende ist erstmal Ruhe. Aber der Weg dahin ist jedes Mal anstrengend.
Auch diesmal. Schwanken zwischen Erstaunen, was ich halten kann und Entsetzen vor dem was da in meinem Kopf passiert. Denn die Angst ist tatsächlich nur in meinem Kopf. Mein Körper ist ruhig während sich alles dreht.
Ich fühle mich wie betrunken.
Alles scheint gleichzeitig da: Freude im Herzen, Angst im Kopf, Hoffnung auf Vergehen, Fokus auf den Moment als Anker.
Alles auf einmal ist einfach „nur“ zuviel.
Etwas muss gehen. Etwas darf gehen.
Was am Ende hilft? Alles. Angst, die in Vorsicht umschlägt. Ablenkung im Tun, die zu langsamem und überlegtem Machen im Außen wird. Menschen, die da sind: die morgens um 9 mit mir aus dem Urlaub telefonieren, die mit mir Urlaubspläne für 2024 spinnen (die Entscheidung zwischen dem Dalai Lama und den Bären in der Wildnis ist noch nicht gefallen 😂), die mir von sich erzählen, mir helfen mich wieder mit der Realität zu beschäftigen, mir sagen, dass ich müde aussehe/toll bin/gute Arbeit mache, neben mir Bügeln während ich erschöpft auf der Couch döse. Mein Vertrauen, dass alles gut wird, gut ist, ich das händeln kann. Mein Humor und herzhaftes Lachen über Situationskomik, Gedankenkomik, Menschenkomik. Während alles komisch ist.
Mich gut um mich kümmern: essen, trinken, schlafen.
Und noch mehr darüber Lernen was ich möchte. Und was nicht. Ja zu Emotionen. Nein zum Leiden. Nein zu überbordender Angst vor Dingen in der Zukunft, die ich eh nicht kontrollieren kann. Nein zu innerer Selbstkritik, die nicht auf Wachstum ausgelegt ist. Nein zu Ja. Und ja zu nein. Nein zu Schwarz-Weiß-Denken. JA zu Ambivalenz. Ja zum Jain. Ja zum Ja. Nein zum Nein.
Inzwischen bin ich wieder angekommen.
Zwischen den Extremen ohne sie zu erreichen & dem Bewussten wie viel ich fühlen kann.
Zwischen Innen und Außen
Zwischen Mir und Anderen
Zwischen banalen und tiefen Themen
Zwischen Herz und Kopf
Zwischen Hier und Morgen
Zwischen Arbeit und Vergnügen
Zwischen Abenteuer und Langeweile
Zwischen schwarz und weiß
Immer (mehr) im Frieden.
Immer (mehr) bei mir.
Der Zug fährt immer noch. Das Baby hat sich beruhigt. Der Fahrgast auch. Ich bin noch auf dem Weg und doch ganz hier.
Ich muss schmunzeln.
Danke <3
Mela