Jakobsweg: Tag 10 oder ein Gefühl von Verbundenheit
Heute habe ich dann mal den Bus genommen und bin direkt nach Lugo gefahren. Der Tag startete mit einem freundlichen Morgen in A Forsagrada. Das Wetter eher kühl, machte ich mich auf die Suche nach einem Café um meinem Morgenritual, dem Kaffee con leche, nachzugehen. Ich hatte noch 2 Stunden Zeit bis der Bus abfahren sollte. So saß ich ein bisschen im Café und lief dann noch ein bisschen durch die Straßen. Ich sah scheinbar sehr suchend aus. Ein Mann wies mich ohne dass ich nachgefragt hätte darauf hin, dass der Bus erst um 10 Uhr abfahren würde und ein anderer älterer Spanier kam extra zurück um mich quasi in ein süßes Café zu schieben obwohl ich doch gar keinen Kaffee mehr wollte. Er war so nett beharrlich, dass ich mich erbarmte und doch rein ging. Und schwups hatte ich dort Lauren aus Ohio getroffen, die gerade am frühstücken war. Was für ein Zusammentreffen von besonderen Momenten. Wir unterhielten uns total nett bis ich mich zum Bus aufmachte.
Gestern beim gemeinsamen Abendessen fielen Dinge wie der Mallorca GR-221 Trail (120 km) oder der Pacific Crest Trail (4000+ km), bei dem man wirklich so richtig in der Wildnis zeltet. Ich bin ein bisschen angefixt und plane im Kopf schon nächste Urlaube. Generell macht mir die Bewegung und das Rumkommen beim Wandern Spaß, aber was es wirklich zu einem besonderen Highlight macht, sind die Menschen. Eben traf ich James in Lugo, der sich zwar nicht an meinen Namen erinnern konnte, mich aber trotzdem zweimal herzlich und fest umarmt hat. Heute Abend treffe ich Saralyn aus Texas wieder. Sie ist heute auch in Lugo angekommen. Vielleicht stößt noch Alexandra aus Deutschland dazu, die heute getrampt ist und witzigerweise von einem deutschen Ehepaar aufgegabelt wurde, das sonst nie Tramper mitnimmt. Die Freundlichkeit der Menschen begeistert mich. Vielleicht liegt sie daran, dass alles Alltägliche und die kleinen und großen Sorgen von zu Hause hier kaum präsent und die Menschen hier insgesamt unbeschwerter sind. Und sicher weil alle das gleiche Ziel und den gleichen Weg teilen - den jeder auf seine individuelle Art erlebt. Mein Weg und unser Weg. Ein schöner Gedanke. Morgen erwarte ich die Ankunft weiterer Pilgerfreunde, mit denen ich gestern noch zusammensaß und die verrücktesten Wander- und Jakobsweggeschichten ausgetauscht habe. So fühlt sich für mich gerade Verbundenheit an. Verbundenheit zu den Menschen auf dem Weg. Verbundenheit zu den Menschen zu Hause. Verbundenheit zu mir selbst.
Ich weiß, dass ich nicht alles an mir mag. Dass ich mich nicht gerne auf Fotos anderer und im Spiegel sehe. Und das ist okay. Ich mag stattdessen meine Art hier viel lieber als zu Hause. Ich bin freier von meinen Gedanken im Kopf zu ruhig und wenig interessant zu sein. Gruppenbildungen anderer stören mich hier viel weniger. Ich kann besser mit mir alleine sein auch wenn ich die Möglichkeit zum Kontakt habe. Ich gehe mit dem, was gerade ist.
Ich bin inzwischen 164 km gewandert und die Eindrücke sind extrem stark. Und ich möchte mehr davon.
Sonnige Grüße aus Lugo!
Mela <3